Wenn Mitarbeitende häufiger oder länger ausfallen, steckt oft mehr dahinter als nur ein Infekt oder ein privater Termin. Stress, unausgesprochene Überlastung, fehlende Anerkennung oder Konflikte im Team sind stille Begleiter vieler Fehlzeiten. Wer sie ignoriert, riskiert, dass die Ursache bestehen bleibt – und sich verstärkt.
Führungskräfte sollten daher nicht nur reagieren, sondern aktiv gestalten.
1 – Eine Kultur schaffen, in der Gesundheit zählt
Der Umgang mit Gesundheit beginnt nicht beim Krankenstand, sondern im Alltag. Eine offene, wertschätzende Kultur, in der Belastung thematisiert werden darf, ist die Basis für Prävention.
- Gesundheit enttabuisieren: Es sollte selbstverständlich sein, über persönliche Belastungen oder Anzeichen von Erschöpfung zu sprechen – in einem vertrauensvollen Rahmen und ohne Sorge vor negativer Bewertung
- Pausen und Erholung ermöglichen: Wer durchgehend arbeitet, wird nicht produktiver – im Gegenteil. Führungskräfte sollten Pausen fördern, nicht bremsen
- Grenzen akzeptieren: Nicht jede Aufgabe muss „noch schnell“ erledigt werden. Realistische Erwartungen helfen, Überlastung zu vermeiden
2 – Führung durch Vorbild und Haltung
Führungskräfte prägen die Unternehmenskultur massgeblich – durch ihr Verhalten, ihre Kommunikation und ihre Prioritäten.
- Vorbild sein: Wer selbst ständig erreichbar ist, nie Pause macht und jede Überlastung „wegmoderiert“, sendet klare (falsche) Signale. Wer hingegen klar seine eigenen Grenzen lebt, zeigt: Gesundheit hat Vorrang
- Verantwortung übernehmen: Gute Führung heisst auch, Belastungen zu erkennen, bevor sie zu Ausfällen führen – durch Zuhören, Beobachten und gezieltes Nachfragen
- Wertschätzung zeigen: Anerkennung für geleistete Arbeit – auch im Alltag – stärkt die Motivation und senkt das Risiko, dass Menschen sich „übermüdet“ zurückziehen
3 – Strukturen schaffen, die Fehlzeiten vorbeugen
Auch organisatorisch lässt sich viel tun, um Fehlzeiten zu reduzieren:
- Transparente Kommunikation: Wer weiss, woran er ist, fühlt sich sicherer. Klare Aufgabenverteilung, offene Gespräche über Belastung und Planung helfen, Überforderung vorzubeugen
- Flexibilität ermöglichen: Fallbezogene, individuelle Lösungen wie flexible Arbeitszeitmodelle, Möglichkeit für Homeoffice für bestimmte Pensen oder «Zukauf» von einzelnen Ferientagen helfen, persönliche Belastungen abzufedern – bevor sie zu Ausfallgründen werden
- Ressourcen realistisch planen: Teams sollten so aufgestellt sein, dass Spitzen abgefangen werden können – nicht dauerhaft am Limit
4 – Proaktives Handeln / Teamentwicklung statt Reaktion auf den Notfall
Fehlzeiten kommen selten aus dem Nichts. Oft gibt es Warnzeichen: sinkende Motivation, zurückgezogenes Verhalten, steigender Krankenstand. Führungskräfte sollten sensibel dafür sein – und handeln:
- Regelmässige Gespräche führen: Nicht nur bei Problemen – sondern regelmässig fragen: „Wie geht’s dir wirklich?“
- Teamspirit fördern: kurze «Team-Boxenstopps» fördern die Zusammenarbeit formell und informell und ermöglichen ein wertschätzendes Miteinander
- Unterstützung aktiv anbieten: Coaching, Mitarbeitergespräche, interne oder externe Angebote zur Gesundheitsförderung gezielt einsetzen
Fazit: Fehlzeiten verhindern beginnt mit Führungsverantwortung
Nicht alle Fehlzeiten sind vermeidbar – aber viele sind es. Und fast alle lassen sich deutlich reduzieren, wenn Führungskräfte ihre Rolle aktiv und bewusst leben. Wer eine gesunde Arbeitskultur fördert, Belastung ernst nimmt und klare Strukturen schafft, schützt sein Team – und steigert die langfristige Leistungsfähigkeit des Unternehmens.
Denn am Ende gilt: Gesunde Mitarbeitende sind keine Selbstverständlichkeit. Sie sind (auch) das Ergebnis guter Führung.